Interview 18.01.04


Interview mit Unknnown Munich



Fangen wir mit dem aktuellen Demo an, welches doch gar nicht geplant war. Wie alt sind die Songs, und was hat At War Records damit zu tun? (Die nicht näher bezeichneten Antworten kamen alle von Drummer Tom.)

Angefangen hat es so, daß der Matthias (Gitarre) mal im Auto zu mir gesagt hat: Laß uns mal eine Band gründen, die so richtig schönen Thrash Metal macht. Und weil es mit Avator (Power Metal-Band, die größtenteils von Cryptic-Gitarrist Andy Honsberg geführt wird. Lag zwischenzeitlich auf Eis, wird aber gerade wiederbelebt.) nicht so ganz funktioniert hat, haben wir uns zusammengesetzt und mit drei Dilettanten angefangen zu proben, mit der schlauen Idee innerhalb von drei Monaten ein Set für ein Konzert zusammenzukriegen. Das ging komischerweise in die Hose. Damals hießen wir noch Reincarnation. Weiter gings dann so, daß wir die Band begraben und mit Avator noch ein Konzert gespielt haben. Dann bin ich bei Caedes ausgestiegen, was, unter anderem, persönliche und musikalische Gründe hatte. Ich habe dann zum Mat gesagt, laß uns mal wieder vernünftig proben. Denn sonst haben wir mit Reincarnation nur geprobt, wenn Avator und Caedes keine Zeit hatten zum Proben.
Durch eine gemeinsame Bekannte habe ich dann den Michi kennengelernt und ihn gefragt, ob er mitmachen will. Und da er stockbesoffen war und ich voll auf ihn eingeredet hab', konnte er nicht mehr nein sagen. Und seitdem ist der Michi (inzwischen ausgestiegen)dabei.
Dann kamen wir auf die Idee, für einen Bassisten, der auf einem Konzert aushelfen sollte, ein Demo aufzunehmen. Dabei haben wir dann den dicken Marty (auch Gitarrist bei Slutfreak, einer Punkband) kennengelernt, der das ganze produziert hat. Das wollten wir dann dem Bassisten geben. Der hatte aber dann keine Lust mehr, weil ihm die Musik nicht gefallen hat. Dann haben wir einfach den Marty gefragt: Wenn er Gitarre spielen kann, kann er bestimmt auch Baß spielen? Der hat dann ja gesagt, und seitdem ist der Marty mit dabei.
Und dem At War-Andi hat das dann so gut gefallen, daß er unbedingt ein richtiges Demo davon wollte. Also haben wir ihm den gefallen getan.


Bei bewußtem Andi handelt es sich übrigens um eine coolen Typen, der mit At War-Records einen kleinen Versand betreibt, ab und zu mal einen Gig organisiert oder ein Demo herausbringt. Nachdem wir uns nicht einigen konnten, ob das Titelbild nun genial oder scheiße ist (ein Typ kotzt einen anderen voll), kam mir der Gedanke an eine Hateful Agony-CD.
Wenn wir mal öfter proben würden, hätten wir wahrscheinlich schon drei oder vier neue Stücke fertig. So haben wir erst ein neues fertig. Ich habe auch die Texte dazu, vergesse aber immer, die zum Proben mitzubringen. Von einem Song haben wir das Rohgerüst. Ich schätze, die CD kommt im Winter oder im Frühjahr, wenn wir uns beeilen. Da kommt übrigens ein Infernal Majesty-Cover mit drauf. Und die Songs sind einfach abwechslungsreicher und ausgefallener als auf dem ersten Demo. Das heißt verschiedene Tempovariationen und nicht mehr nur schnell und auf die Fresse.


Da Euch noch keine Sau kennt, und Ihr grad alle so dasitzt, wären doch Eure musikalischen Einflüsse interessant, oder einfach nur die Faves. Also immer der Reihe nach, bitte. Kindisch, ich weiß ...


Marty:
Motorhead, Ramones, AC/DC, Punk, Rock'n'Roll. Außerdem gehöre ich ja gar nicht zur Band, ich spiele ja nur Baß.

Tom:
Meine Einflüsse, Lieblingsbands … Einfl¨sse klingt immer danach: Wen kopiert Ihr? Wenn Du nach Einflüssen fragst, würde ich sagen, Slayer und Kreator, was sich bei der nächsten CD hoffentlich ein wenig ändert, daß wir einen eigenen Stil kriegen. Persönlich höre ich am liebsten Misfits, SOD, Slayer und Sacfred Reich.

Der Michi ist so ruhig, hört der etwa gar nichts?
Doch.
Einige ältere Black Metal-Sachen, so was wie Bathory, Celtic Frost, alte Sodom, Venom ...


Mat:
Muß ich jetzt auch noch? Also gut, ich höre alles querbeet. Sodom, Alice Cooper, Nevermore, Pretty Maids, Overkill, Saxon und Venom sind sehr wichtig.


Erzählt noch mal genauer, wie die neuen Songs so werden. Wer schreibt die, wer hat was zu sagen, gibt's Schlägereien?Nach dem Interview wahrscheinlich (Anm: Ich habe hier nicht jeden Spruch berücksichtigt, ebensowenig wie die Telefonzelle, die sämtliche Jacky Chan-Filme gesehen hat).


Mat:
Die ersten Songs haben wir zu zweit gemacht, die neuen Songs macht jetzt jeder allein.

Marty:
Wenn einer einen neuen Song hat, kommt er in den Proberaum und singt den vor, und die Gitarristen versuchen das nachzuspielen ...
So 70 % auf dem Demo sind von Mat, vom Michi ist noch ein Stück und von mir noch drei Riffs.
Für die CD habe ich vier fast fertige Sachen, der Mat hat noch zwei und der Michi hat auch noch eins.


Was großartig Neues könnt Ihr ja nun auch nicht mehr machen. Was macht Ihr, wenn Euch etwas bekannt vorkommt beim Songwriting. Schmeißt Ihr das raus, oder wie ?


Wir haben eigentlich keinen Bock, so wie Infernö, irgendwelche alten Thrash-Riffs zu recyclen. Wir wollen unser eigenes Ding machen und von anderen Bands klauen tun wir eigentlich nicht bewußt. Es gibt einen Part, den Anfang vom ersten Song, den habe ich unbewußt bei Demolition Hammer geklaut, weil das mindestens einmal am Tag bei mir zu Hause läuft. Gerade habe ich einen Song weggeschmissen, der zu sehr nach einem anderen von mir klang.


Glaubt Ihr mit der Musik noch was reißen zu können heutzutage?


Es ist eigentlich so:
Wir machen diese Musik, weil wir auch privat drauf stehen, weil wir Bock haben, Konzerte zu spielen und mit dem Scheiß groß geworden sind. Mir geht es gar nicht darum, Rockstar zu werden oder Geld zu verdienen. Dann würden wir ganz andere Musik machen, wie Korn oder diesen "Wannabe"-Black Metal.


Wie kommt's daß Ihr damit aufgewachsen seid? So alt seid ihr doch noch gar nicht und eigentlich eher in der Trendzeit aufgewachsen.


Also, ich höre seit 89 Metal.
Mat:
Als ich angefangen habe, war das irgendwie noch nicht so vorbei. Es gibt eigentlich keine Musik, die so aggressiv wie Thrash und trotzdem musikalisch anspruchsvoll ist. Würden wir Death Metal machen, würde eine Menge Aggression flöten gehen. Würden wir Black Metal machen, hätten wir diese Tralala-Keyboards und diesen Weibergesang und diese ganzen peinlichen Klischees mit drin.


Haha, und das, wo der Michi selber eine BM-Band namens Odem Arcarum am Start hat. Was verschlägt denn einen Black Metaller in eine Thrash-Band?

Was heißt BM? Das ist halt einfach die Musik, mit der ich angefangen habe beim Metal.


Meint Ihr, daß Ihr irgendwann die Schnauze voll haben werdet und aufhört, wenn überhaupt nichts zurückkommt?


Es gab ja anfangs diese Reaktionen, als z. B. der Michi in der Kneipe erzählt hat, er spielt in einer ThrashMetal Band: Wer interessiert sich denn noch für den Scheiß? Im Endeffekt war's dann aber doch so, daß wir bisher nur positive Reaktionen gekriegt haben. Ich habe jetzt sogar einen Brief bekommen, von jemandem, der das Demo bestellt hat, und der fand das supergeil und es hat ihn voll umgehauen. Solche Briefe haben wir bei Caedes nie bekommen, egal wo wir das Tape hingeschickt haben. Wir haben auch nie sehr gute Kritiken bekommen, obwohl der Death Metal mit Groove-Einflüssen, den wir damals so um 96 gespielt haben, eher im Trend der Zeit lag.
Michi:
Grad in der Münchner Szene ist da auch recht viel Neid da. Viele spielen hier mehr oder weniger so einen Einheitsbrei. Wir haben uns eben nicht so aus dem Fenster gelehnt und gemeint, wir sind jetzt die Rockstars, und trotzdem kamen positive Reaktionen. Das ist amüsant. Was mich an München stört, ist, daß alle Bands auf irgendwelche Züge aufspringen. Als ich hergezogen bin, haben noch alle Bands versucht, Death Metal zu sielen. Jetzt sind es genau dieselben Leute, die versuchen, zu klingen wie Pantera oder Korn oder sich schminken und auf einmal Black Metal spielen. Das passiert dann als normale Weiterentwicklung. So etwas finde ich ziemlich scheiße. Man sollte die Musik spielen, auf die man steht, und nicht irgendeinen Scheiß, nur um mal schnell bekannt zu werden.


Das ist aber ein vernichtendes Urteil über die Münchner Szene.


Es gibt auch gute Münchner Bands. Z. B. ist Festering Saliva eine gute DM-Band. Die findet zwar nicht jeder unbedingt toll, aber live sind sie echt prima. Das Demo ist vielleicht nicht so gut produziert. Armistice sind eine super Speed Metal-Band, die da weitermachen, wo Annihilator oder Megadeth aufgehört haben und dann gibt's noch Slamdam, aber das ist wohl eher etwas für Leute, die Hardcore hören. Viele gute Bands aus München fallen mir sonst nicht mehr ein.


Was solls. Fragen wir nach den Texten.


Bis auf einen habe ich alle Texte geschrieben. Meistens schreibe ich die Texte, wenn ich schlecht drauf bin, um mich abzureagieren.
The Clown:
handelt über Lebensängste, Depressionen, Selbstmordgedanken, die jeder wahrscheinlich hat. Und diese Gedanken sind der Clown, der in deinem Kopf rumspukt, dich in den Wahnsinn treibt und du den Suizid als einzige Lösung siehst. Davon gibt es aber noch eine Fortsetzung. Maniac Frustrations. Da geht's dann weiter und es gibt auch eine positive Lösung, die nicht unbedingt mit Selbstmord enden muß.
Protect and to serve:
handelt über die Münchner Bullen, die sich einfach die Frechheit rausnehmen, irgendwelche Leute ohne Grund zu kontrollieren, nur weil man anders aussieht als die breite Masse, bzw. ein Individuum ist und sich nicht an die vorschriftsmäßige 5 cm-Haarlänge hält. Da wird man gleich in die Drogen- und Gewaltecke gedrängt und muß sich filzen lassen. Das ist mir am Marienplatz passiert und dann habe ich vor Wut den Text geschrieben.
Violence:
ist halt das, wenn man ausflippt, rot sieht und dann einer Person begegnet, die man tierisch haßt, und der dann eine aufs Maul haut. Es ist eigentlich nur ein kleines zweiminütiges Haßlied.
Pissed Again:
handelt über's Saufen. Da war mal eine Quali-Feier und jeder, der den Quali nicht bestanden hatte, hat sich tierisch zugesoffen. Da war ich dann mit dabei, hab ins Treppenhaus gekotzt, versucht die Tür aufzukriegen, was aber nicht ging. Ich war vollgekotzt von oben bis unten und dann ist mir unser Haubesitzer über'n Weg gelaufen. Das ist eigentlich die ganze Story.
Fall Of Human Dignity:
hat der Michi geschrieben.
Michi:
Es ist in erster Linie eine apokalyptische Vorstellung. Die Beschreibung einer apokalyptischen Welt, zu der sich diese Welt allmählich hinentwickelt. Es ist aus der Sicht eines Menschen geschrieben, der sich mit der jetzigen Welt gut identifizieren kann und den das völlig aus der Bahn wirft, daß die sich zum kompletten Gegenteil wandelt.


Na klasse! Das zieht einen runter. So schwarz können die Jungs die Zukunft aber nicht sehen, sonst würden sie sich nicht verstärkt um Gigs bemühen.
Die angesprochene CD ist natürlich nicht im Frühjahr erschienen, sondern läßt weiterhin auf sich warten.

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